X. Vermeintliche Jedi-Ritter, echtes Plumpsklo

Juni 2nd, 2013
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Behutsam spießt Fabian Maiskörner auf den Haken und pfeffert die Schnur ins nasse Nass. Finia sitzt neben ihm auf einem Felsvorsprung und löffelt die übrigen gelben Körner aus der Dose. Ein Unding, wenn das gute Material restlos an die Fische ginge, findet sie.

Wir sind am Waikato River, Neuseelands längstem Fluss, ganz in der Nähe vom Lake Taupo, Neuseelands größtem See. Beides Schönheiten von tiefer Klarheit und bestechendem Türkis, die ihresgleichen suchen. Ohne Lizenz ist angeln hier verboten. Aber wenn man schon vorher weiß, dass sowieso kein Fisch an der selbstgemachten Angel mit Dosenmais anbeißen wird, gilt das wohl nicht. Das hoffe ich zumindest und koche sicherheitshalber einen Pott Spaghetti.

Wir sind an einem Campingplatz, der kein Campingplatz ist, wo aber Campen geduldet wird – ein Stückchen Wiese entlang des Flusses mit einem Plumpsklo irgendwo im Busch (eine wahre Mutprobe für unsere von Rotorua traumatisierten Nasen). Während also jeder von uns auf seine Art etwas fürs Essen tut, fährt plötzlich ein knallgelber Van mit einem fetten Kiwi draufgesprüht aufs Gelände und kommt neben uns zum Stehen. Es sind Jere und Claudi. Wir hatten die zwei deutschen Weltenbummler in Rotorua im Regen kennen gelernt und uns lose auf irgendwie irgendwo verabredet. Hier ist es also – das Irgendwie im Irgendwo! Wir verbringen einen bezaubernden Tag mit den beiden, teilen uns unsere Spaghetti und ihre Nutella.

Abends sitzen wir zusammen und schwätzen bis in die tiefe Nacht. Die Moskitokerze flackert schwach und wirft schale Schatten auf die zwei übrig gebliebenen Nudeln, die sich auf dem Tisch kringeln. Plötzlich stößt einer von uns einen unterdrückten Schrei aus. Gern würde ich behaupten, es wäre jemand anderes als ich gewesen, aber hier schwächelt die Erinnerung… Wir verstummen alle vier und starren auf den Fluss, der schwarz vor uns glänzt. Zwei Lichter tanzen darin. Langsam wandern sie flussaufwärts und kommen immer näher auf uns zu. Das erste Mal hier in der Ferne packt mich Angst. Zum ersten Mal begreife ich, wie schutzlos man im Zelt ist. So eine dünne Stoffwand! Und so ein kostbares Kind darin. Was, wenn wir Großen auch schon geschlafen hätten?  Und den Angriff der Fluss-Jedi nicht einmal hätten kommen sehen? (Ich mag ja wie gesagt was-wäre-wenn-Fragen.) Und jetzt? Angriff oder Flucht?

Wir bleiben sitzen. Die Männer scherzen. Aber auch ihnen scheint nicht wohl. Wir verriegeln Jerre und Claudis Van und diejenigen Türen unseres Vacationers, die man verriegeln kann. Den Kofferraum also nicht. Unser Zelt mit Finia darin lassen wir nicht aus den Augen.

Die Lichter kriechen näher, schwenken nach rechts und nach links. Näher, immer näher kommen sie. Bald hören wir leise Stimmen. Erst jetzt erkennen wir, dass es zwei Männer sind. Betrunken zwar, sturzbetrunken, aber Jedi-Ritter sind es nicht. Sie suchen nicht uns, auch nicht unser Hab und Gut, schon gar nicht unser Mädchen. Sie sammeln Flusskrebse. Das Bier in der einen Hand, eine Taschenlampe in der anderen und einen kleinen Sack über der Schulter – so schwanken sie dicht vor uns den Fluss hinauf.

Als die Kerle in der Nacht verschwunden sind, lachen wir und finden uns ein bisschen töricht. Jetzt, da ich die Geschichte aufschreibe, finde ich uns erst recht töricht. Töricht ist aber wohl ein Wort, das man nur im Nachhinein verwendet.

Ein letztes Nutellabrot, dann kriechen wir in die Schlafsäcke.

 

  • Campsite am Waikato River
  • Guten Morgen, Welt!
  • Hot Water Beach-Avokados: endlich reif!
  • Keine Spülmaschine der Welt kann diesen Moment ersetzen
  • Fisherman
  • Nicht nur Tag und Nacht sind in NZ anders herum - auch die Schwäne sind invertiert
  • Besuch der Locals
  • Frühstück mit Freunden

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