Wie lange braucht ihr so, um eure frisch aufgeräumte und geputzte Wohnung wieder zu verwüsten? Und wie lange dauert es, bis euer frisch aufgeräumtes und geputztes Auto wieder eingemüllt ist? Drei Tage? Eine Woche? Ich finde ja, dass man das prima in einem Tag schafft. Mit Kind zumindest. Mit mir auch.
Ich denke, ihr wisst, worauf ich hinaus will. Schon bald bekommen wir auf unserer Reise Tobsuchtsanfälle, wenn wir irgendetwas suchen, also ständig. Man stelle sich vor: Gepäck für drei Menschen für drei Monate reisen in Neuseeland (immer draußen; warm, kalt, windig), dann Gepäck für sechs Monate Leben in Australien (Hitze, arbeiten, studieren, Unterlagen, Bücher) und für weiteres Reisen auf australisch – und alles gepackt nach deutschem Waschzwang-Standard: ein Höschen für jeden Tag. Insgesamt also Gepäck für zwei Jahreszeiten, Laptop, Kinderlaufrad, Schlafsäcke, Kamerakruscht, Zeltgedöns, riesige Essenskiste. Hinzu kommen besagte, inzwischen limitierte Muschel-, Stein- und Stocksammlungen und Finias neuer Malkasten (andere Geschichte!). Und das alles im Vacationer, der, seine Wertigkeit in Ehren, eben doch seine Begrenzung findet. Uferloses Chaos, nächtliches Gefluche mit Taschenlampe zwischen den Zähnen – irgendwo muss der verflixte Ersatzschnuller doch sein!
Ordnung muss also her. Wir fahren zum nächstbesten Baumarkt. Wir entscheiden uns (nicht nur Mangels Alternativen in der Northland-Pampa) für den Placemakers, schließlich wollen wir unseren Place maken. Dort bekommen wir Holzreste geschenkt, Werkzeug dürfen wir auch umsonst benutzen. Im Gegenzug wollen die Bobs die Baumeister nur dabei zuschauen, wie Fabian uns einen zweiten Boden in den Kofferraum einbaut.
„German quality, aye!“ frohlockt einer der Bobs mit breitem Grinsen und hebt seinen Daumen, als Fabian passend macht, was nicht passt. Doch die Nägel gehen rein, das Ding hebt, was will man mehr.
Der Boden macht solch einen Unterschied! Nun gibt es in unserer Mühle wenigstens EIN strukturierendes Element (oben-unten). Ich fühle mich ein bisschen wie beim Hausfrauspielen in Kindertagen und räume voller Hingabe unsere Taschen in die frisch renovierte Loft, die während der Show den Lieferplatz des Placemakers geschmückt haben. Finia sammelt derweil Sägespäne, die sie großzügig im Fußraum verteilt, „damit wir es ganz weich an den Füßen haben!“
Soviel dazu. Aber eigentlich waren wir ja beim Cape Reinga stehen geblieben! Seither sind schon wieder Tage vergangen, erlebnisreich, unvergesslich. Wir haben auf dem Rückweg zum Beispiel die Te Paki Dünen besucht, weite, endlos anmutende Sandlandschaften. Man kann am Fuße der Sandhügel Bodyboards mieten, um damit die Dünen runter zu brettern. 5 Dollar pro Brett und Stunde. Wir denken an den Salat, der vermutlich am Abend immer noch 4 Dollar kosten wird und entscheiden uns für den Deckel unserer Essenskiste. Dass man darauf eher im Sand versinkt, als sich einen Millimeter fort zu bewegen, geschweige denn irgendwo hin zu brettern, merken wir bald. Es ist egal. Finia jauchzt. Was für ein Sandkasten!! Sie macht Schnee-Engel ohne Schnee und lässt sich mit chinesischen Kindern kreischend den Hang herunter kullern, triezt dann jeden Muskel ihrer kleinen Beine, um es noch einmal und noch einmal nach oben zu schaffen, nur um sich gleich wieder nach unten zu stürzen.
Fabian und ich blicken uns an, lächeln. Nicht nur, weil wir den Autoschlüssel in all dem Sand nicht verloren haben.